Osteopathie
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917) gegründet.
A. Osteopathie Prinzipien
B. Indikation-Osteopathie
C. Osteopathische Behandlung
D. Die osteopathische Behandlung
A. Osteopathie Prinzipien
B: Indikationen für Osteopathie:
Bei folgenden Beschwerden kann Osteopathie helfen oder Beschwerden positiv beeinflussen.
Orthopädie/Rheumatologie:
Chronische Beschwerden am Bewegungsapparat, Rückenschmerzen, Bandscheibenleiden (z.B. Protrusionen), Blockaden in der Wirbelsäule, Gelenk-Sehnen und Muskelschmerzen (z.B. Tennis-Ellenbogen, Achillessehnenreizung), Kopf- und Nackenschmerzen (z.B. Migräne, Stauungskopfschmerzen usw.),
chronische/akute Entzündungen, Nervenschmerzen, Nervenläsionen, Myalgien..
Innere Medizin:
Beschwerden durch Narbengewebe nach OPs, Schmerzsyndrome in Brust- und Bauchraum, Organdysfunktionen, Verdauungsprobleme (Verstopfung, chronisch entzündliche Darmerkrankungen), Magenbeschwerden, Stauungen an den Extremitäten, neurologische Dysfunktionen (MS, Parkinson)
Zahnmedizin und Kieferorthopädie:
Funktionelle Okklusionsstörungen (Öffnungs- und Schlussstörungen), Schmersyndrom bei Knirschen durch muskuläre Dysbalancen, Kiefergelenk Schmerzsyndrome..
Hals – Nasen – Ohrenheilkunde:
Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwindel (Vertigo), Hörsturz..
Gynäkologie:
Menstruationsbeschwerden, Beschwerden vor und nach der Entbindung, Stress-Inkontinenz, Hormonstörungen, Endometriose,
Beckenbodenschwäche, Organdysfunktionen(Uterus, Ovarien)..
Mental/Emotionale Ebene:
Emotionale Belastung, Konzentrationsschwäche, ADHS,
Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Angststörungen.
C: Osteopathische Behandlung:
Die Osteopathie ist Wissenschaft, Kunst und Philosophie (I.A.O. 2012).
Eine Wissenschaft, da um effizient arbeiten zu können viel Wissen nötig ist. Vor allem perfekte anatomische und physiologische Kenntnisse sind die Grundlage um die Ursache für die Beschwerden der Patienten zu finden und diese gezielt behandeln zu können(I.A.O. 2012).
Eine Kunst, da nur durch präzise Techniken, die mit viel Gefühl, Koordination, Intuition und richtiger Behandlungsdauer und Intensität Erfolg haben können (I.A.O. 2012).
Eine Philosophie, da die Osteopathie mit einem spezifischen Denkmodell, einer auf Anatomie und Physiologie des Menschen basierender ganzheitlicher Anschauung von Gesundheit arbeitet.
Osteopathen verwenden mit Hinblick auf die osteopathischen Prinzipien u.a. folgende Techniken:
- Strain/Counterstrain
- positional release
- Muskel-Energie-Techniken (MET)
- Faszien - Release –Techniken
- HVLA-Techniken („high velocity, low amplitude“),
- Viszerale Techniken und Cranio-Sacral-Techniken (Helsmoortel J. et al. 2002, Leboeuf 1991, Lind- Albrecht 2009).
Osteopathische Therapie soll auf möglichst vielen Ebenen durchgeführt werden:
- mechanisch
- fascial
- neurologisch
- vaskulär
- viscerale
- cranio-sakrale
- chemisch
- energetisch
- emotional
(Peeters et al., 2000)
Keine Ebene kann man isoliert behandeln. An dem Beispiel der faszialen Ebene sieht man warum.
Die Faszien sind Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper:
-umhüllen
- verbinden
- unterstützen
- durchdringen
- wirken, wie ein elastischer Stoßdämpfer bei Bewegungen (Paoletti 2001).
Die Faszien spielen eine wesentliche Rolle bei hämodynamischen und biochemischen Prozessen.
Sie bilden eine Matrix für die interzelluläre Kommunikation.
Die Faszien sind unsere wichtigsten Organe für die Körperwahrnehmung (Myers 2010, Paoletti 2001).
Sie haben eine wesentliche Funktion bei der Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger und Infektionen (Paoletti 2006).
Nach Verletzungen bilden Faszien die Grundlage für den Heilungsprozess des Gewebes (Paoletti 2006).
Die Störungen der Faszien Dynamik kann durch Verklebungen (verursacht durch Operationen, Entzündungen oder stumpfen Traumen), durch Ptosen,Viszerospasmen, parietale Dysfunktionen, kraniosakrale Dysfunktionen verursacht werden.
Die Behandlung auf parietale Ebene umfasst den Bewegungsapparat des Menschen: Knochen, Gelenke, Muskeln, Bänder und Faszien. Gezielte Impulse des Osteopathen können abnorme Positionen und Bewegungseinschränkungen von Muskeln, Gelenken, Bändern und Faszien korrigieren. So kann im Körper ein neues statisches und dynamisches Gleichgewicht etabliert werden.
Behandlung auf Visceraler Ebene bewirkt Verbesserung derGleitbewegungen innerer Organe untereinander und gegenüber benachbarter Strukturen (Hebgen 2008). Die Funktion des Organs kann über die Korrektur der Mobilität und Motilität des Organs verbessert und ausgeglichen werden.
Wenn ein Organ unübliche Position annimmt, kann es sich hier um eine Bedrängung durch anderes Organ oder um eine Ptose handeln. Die Funktion eines Organs ist von guter Nervenfunktion, Blutangebot und physiologischer Drainage abhängig. Wenn ein Organ nicht normal versorgt und drainiert ist, kann nicht nur die Größe des Organs sich verändern sondern sich auch funktionelle Störungen entwickeln, die sich wiederum bei Patienten mit Symptomen äußern (Churchill 1849, Helsmoortel et al.2002).
Auf der Vaskulären Ebene soll venöse, arterielle und lymphatische Zirkulation verbessert werden-sogenannte „Arterielle rule“ (Still 1902). Die Zuflüsse und Abflüsse zu Versorgungsgewebestrukturen sollen frei sein.
Natürlich spielt das Herz essentielle Rolle. Wenn z.B. ein Organ gestörten Abfluss hat, wird es selbst grösser oder/und es kommt zu Stauung/Schwelung. Bei schlechtem Zufluss wird ein Organ in seinem Wachstum und seiner Funktion eingeschränkt und dadurch kleiner (Churchill 1849).
Die Cranio sakralen Techniken basieren auf die Kenntnis des primären respiratorischen Mechanismus= PRM. PRM hat 2 Komponenten. Die aktive Flexionsbewegung: Während die zu einer Abnahme des antero-posterioren Durchmessers des Körpers und des Schädels kommt und gleichzeitiger Zunahme in den latero-lateralen Parametern.
Die Zweite Komponente ist die passive Extension, die das Gegenteil von der Flexion bewirkt (Barral et al.2005). Dies passiert periodisch, rhythmisch durch die Bildung und die Resorption des Liquors cerebro spinalis (Barral et al. 2005).
Therapie auf der chemischen Ebene ist nicht einfach, da nicht nur der Therapeut auf diese Stelle Einfluss hat, sondern auch der Patient soll etwas zur eigenen Gesundheit aktiv, langfristig und anhaltend beitragen.
Der Patient soll seine Gewohnheiten ändern (die Ernährung, der Sport, die allgemeine Lebenshygiene, der Schlaf, die Drogen und die Suchmittel alle Arten…).
So lässt sich eine stabile Gesamthomöostase aufbauen.
Grenz en der Osteopathie:
Akute Infektionen
Entzündungen von Organen
sowie Tumorerkrankungen
Unfallverletzungen ...
Diese Erkrankungen sollten primär schulmedizinisch behandelt werden.
In Einzelfällen kann eine begleitende osteopathische Behandlung sinnvoll sein.
D: Die osteopathische Behandlung
Anamnese:
Eine osteopathische Behandlung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, in der aktuelle sowie älterer Beschwerden aufgenommen werden.
Untersuchung:
Darauf folgen die allgemeine und spezielle osteopathische Untersuchung, in der die osteopathisch tätige Therapeutin das Gewebe berührt und ertastet, um dadurch Fixierungen und Spannungsmuster evaluiert.
Behandlung:
Korrektur von Dysfunktionen und lösen von Spannungen durch osteopathische Techniken.
Behandlungsdauer:
Eine Behandlung dauert etwa 1 Stunde. Die nächste Behandlung erfolgt in der Regel 1-3 Wochen später, damit Ihr Körper in der Zwischenzeit die Möglichkeit hat, auf die Behandlung zu reagieren und seine Selbstheilungskräfte zu entfalten sowie Haltungs- und Bewegungsmuster zu verändern.
Osteopathie für Kinder
Für Babys und Kinder ist die Osteopathie eine besonders wirkungsvolle Möglichkeit, Dysfunktionen in allen Systemen des Organismus auszugleichen, Entwicklungsstörungen zu verbessern und langfristig Krankheiten zu vermeiden.
Die Gewebe des Körpers sind noch weich und lassen sich durch die sanften osteopathischen Techniken besonders schnell und eindrucksvoll verändern.
Osteopathie bei Freizeit- und Leistungssportlern
Auch wenn man keine starke Schmerzen hat, kann man trotzdem ein Problem an Bewegungsapparat haben.
Kennen Sie als Sportler(in) die Situation, dass trotz regelmäßigem Training ihr Ziel nicht oder nur mühevoll erreichen?
Sie fühlen sich in Ihren Bewegungsabläufen eingeschränkt oder bekommen sogar bei Bewegung Schmerzen?
Haben Sie sich vielleicht beim Betreiben Ihrer Sportart verletzt oder hatten Sie einen Unfall?
Tiefsitzende, teils langjährig bestehende Verspannungs- und Bewegungsmuster, Narben, Ernährungsfehler in unserem Körper sind häufig die Ursache für solchen Probleme.
Aber auch Stürze und Verletzungen, die in der Sportausübung immer wieder vorkommen, sind oft der Startpunkt für eine der Art unerwünschte Entwicklung. Man spricht dann in vielen Fällen von einer muskulären Dysbalance, die sich hartnäckig einer Behandlung widersetzt.
Dadurch entstehen nicht selten immer wiederkehrende oder nicht ausheilende Beschwerden im Bewegungsapparat, die im schlimmsten Fall zur Aufgabe des geliebten Sports führen können.